Im Rahmen der AO Kurse in Davos (Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen) fand von 6. – 7. Dezember 2013 der Workshop „Disaster Surgery Under Critical Environmental Conditions” statt. Die Vortragenden und Teilnhemenden hatten zum Großteil Erfahrung in Katastrophenmanagement und waren bereits Teil von zahlreichen Einsätzen. Der Workshop drehte sich hauptsächlich um medizinische Folgen von Naturkatastrophen mit Erfahrungsberichten unter anderem von dem Erdbeben in Haiti 2010, dem Tsunami 2004 und dem Typhoon in den Philippinen, von dem manche direkt nach Davos reisten.
Die Anforderungen an ein „foreign medical team“ war Hauptthema des ersten Workshoptages. Dabei wurde die Wichtigkeit von Soft Skills neben strategischen und medizinischen Skills betont, insbesondere Teamfähigkeit, Flexibilität, Kommunikation, Idealismus und Humor. Während der zwei Tage wurde in den Vorträgen sowie im persönlichen Gespräch Humor als wichtigste Ressource während eines Auslandseinsatzes hervorgehoben. Bei manchen Einsätzen ging es so weit, dass vor Beginn eines Meeting zuerst Witze erzählt werden mussten, bevor die Brutalität des Alltages besprochen wurde.
„Don‘t come if you are not well equipped“ war ein weiterer Leitsatz, da eine statistische Aufarbeitung des Erdbebens in Haiti 2010 zeigte, dass von 340 foreign medical teams leiglich 35 den WHO Standards entsprachen. Dr. Rolf Maibach, welcher bereits vor dem verheerenden Erdbeben im Albert Schweitzer Krankenhaus in Haiti als Kinderarzt tätig war, berichtete dass es in Folge dessen zu unnötig vielen Amputationen kam, womit die lokale Bevölkerung heute noch kämpft. Als erschreckende Motivation hierfür wurde fundraising und „disaster tourism“ genannt.
Am zweiten Workshoptag wurden Anforderungen und Rahmenbedingungen für foreign medical teams noch detaillierter behandelt. Chirurgie stellt im Spektrum der akut zu deckenden Bedürfnisse der Bevölkerung wärhend einer Katastrophe lediglich die Spitze einer Pyramide dar. Die Basis wird durch Sicherung der Grundbedürfnisse Nahrung, Unterkunft und Hygiene gebildet, erst dann kommen medizinische Belange. Entsprechend aufwändig ist die Logistik, wobei der Leitsatz gilt „Speed is crucial but not necessarily appropriate or beneficial“. Gute Abschätzung der lokalen Bedürfnisse und Ressourcen sowie Zusammenstellung des Teams und benötigten Equippments haben Vorrang und benötigen Zeit. Dadurch können die meisten gut qualifizierten Teams erst am 2. Oder 3. Tag einer Katastrophe vor Ort agieren.
Der Workshop brachte Austausch und Vernetzung für bereits Erfahrene und tiefe Einblicke in die Komplexität eines Katastropheneinsatzes für Ambitionierte. Eine der größten Überraschungen des Workshops war der Stellenwert von Humor und positiver Einstellung. Dadurch wird das erlebte leichter verarbeitet, effizient gearbeitet und kann für den persönlichen Alltag genützt werden. Man war sich einig- Katastropheneinsätze haben einen hohen persönlichen Preis aber einen noch höheren Gewinn.
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